Leuchtturmprojekt in Rheinland-Pfalz
Ökologische Holzhybridbauweise
02.10.2023
CANZLER hat für die wachsende Kreisverwaltung Mainz-Bingen ein neues Verwaltungsgebäude mit rund 10.000 qm Fläche plus Tiefgarage in Holzbauweise realisiert. Die Büros in dem viergeschossigen Gebäude in Ingelheim, Konrad-Adenauer-Straße 34, sind vom Großteil der rund 250 Mitarbeitenden zwischenzeitlich bezogen worden. Die Kreisverwaltung will mit dem nachhaltigen Gebäude ein sichtbares Zeichen für den Klimaschutz setzen.
Die Entwurfsplanung des Verwaltungsbaus in Holzhybridbauweise erfolgte auf Grundlage einer Planung in konventioneller Bauweise, welche die Kreisverwaltung vorab selbst entworfen hatte. Danach wurde CANZLER mit der Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie der Ausschreibung, Vergabe und Objektüberwachung betraut. Nachhaltigkeit stand im Gesamtkonzept von der Entwicklung, Entstehung bis zur Nutzung im Fokus. Innen wie außen überwiegen ökologische und natürliche Materialien. Das Gebäude wurde zukunftsorientiert geplant, um bei Bedarf eine Erweiterung zu ermöglichen.
„Ziel unserer Planung war es, im gesamten Gebäude das Holz sichtbar zu lassen und damit erlebbar zu machen“, schickt Aleksandra Seifert, verantwortliche Architektin von CANZLER voraus. Sichtbar wird das im lichtdurchfluteten Foyer, das sich im mittleren Finger des Gebäudes über zwei Geschosse erstreckt. Als Ort des Ankommens vermittelt es durch seine organische Formensprache und die erstmals in Deutschland zugelassenen BSH-(Brettschichtholz-)Stützen aus Birke einen naturbelassenen Eindruck. „Die Skelettbauweise ermöglichte uns dabei eine sehr hohe Gestaltungsfreiheit.“
Hohe Flexibilität – natürliche Materialien
Im ersten Stock des zweigeschossigen Foyers sind Besprechungsräume untergebracht, im Erdgeschoss der Empfang mit Telefonzentrale und Büros sowie auch die Kantine mit dem anschließenden Sitzbereich im Innenhof. Dagegen sind die Obergeschosse der Büronutzung vorbehalten. In den Außenzonen finden sich Einzel-, Gruppen- und 124 Standardbüros mit zwei Arbeitsplätzen sowie größere Besprechungsräume. Das Raster von 1,35 und 2,70 Metern bietet die erforderliche Flexibilität. Genau zwischen zwei Stützrastern liegt das Standardbüro: BSH-Stützen und Unterzüge aus Birke bilden den Rahmen. Unterhalb der Fenster dient eine verkleidete Fensterbank als Ablage und zum Sitzen. Weiß verputzte Gipskartonwände kontrastieren sichtbare BSP-Decken aus Fichte. Sogenannte Silent Rooms für Meetings befinden sich, abgetrennt durch Glaswände, in der Mittelzone, ebenso wie dienende Räume, z. B. Teeküchen, Postverteilungsräume oder Archivräume. Das Kühlen und Heizen erfolgt über Deckenstrahlplatten mit integrierter Beleuchtung. Im Wechselspiel aus natürlichen Materialien und Erdtönen hebt sich der Sichtbeton an Wänden und Decken in den Treppenhäusern ab.
Aufbau nach dem Lego-Prinzip
Während das Untergeschoss mit Tiefgarage in Stahlbetonbauweise errichtet wurde, setzen sich die darüberliegenden Geschosse in Holzbauweise fort. Der Baukörper wurde durch drei Betonkerne mit Treppen und Aufzug sowie tragende Wände, die die Brandabschnitte bilden, ausgesteift. Der Kern besteht aus einer modularen Holzkonstruktion aus vorgefertigten Holzelementen, die auf der Baustelle geschossweise aufeinandergesetzt wurden – vergleichbar mit Lego-Bausteinen. Was einfach klingt, war eine herausfordernde Aufgabe, erläutert Seifert: „Bei der Größe des Gebäudes, den verwendeten Materialen und Konstruktionen aus Holz, Stahl und Beton, und damit unterschiedlichen Abläufen, galt es, die Ausführung bis ins Detail zu planen. Wir haben den Bauzeitenplan in einer sehr frühen Phase während der Ausführungsplanung/Ausschreibung erstellt, um die Termine und die Fertigstellung zu gewährleisten.“
Erst wurde die Fassade aus 400 vorgefertigten Holzfassadenelementen mit Fenstern und Sonnenschutz vom Erdgeschoss beginnend aufeinandergesetzt. Gebaut wurde in 16 Abschnitten, was einen schnellen Baufortschritt zur Folge hatte. Nachdem die Gebäudehülle geschlossen war, erfolgte der Innenausbau von oben nach unten. Die Energieeffizienz des Gebäudes spiegelt sich in der KfW-55-Förderung wider; es hat für sein modulares Holzbau-Konstruktionssystem eine Förderung des Landesbeirats Holz erhalten.
„Mit diesem Neubau setzt die Kreisverwaltung Mainz-Bingen ein Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Durch den Einsatz von Holz als Hauptbaustoff leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks und gewährleisten eine hervorragende Energieeffizienz. Für SOCOTEC Deutschland ist dieses erfolgreiche Projekt ein Beispiel, wie wir unsere Expertise einsetzen, um gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln“, erläutert Ludger Speier, CEO SOCOTEC Deutschland.