Jedes Hochhausprojekt hat besondere Anforderungen
Haustechnikkonzept für Wir-Quartier Erfurt
09.11.2017
Die Baukult GmbH realisiert in Erfurt das generationen-übergreifende Neubauprojekt „Wir-Quartier“. Dessen Bebauung besteht aus einem 45 sowie einem 60 Meter hohen Wohnturm, einer Stadtvilla und einer zweigeschossigen Tiefgarage (BGF 30.000 m²). Die Planungs- und Beratungsgesellschaft CANZLER konzipiert und plant die Gebäudetechnik einschließlich sicherheitstechnischer Anlagen unter Berücksichtigung der Hochhausrichtlinie, der Schall- und der Energie-Einsparvorgaben.
Auf dem Areal des ehemaligen Jugendtouristhotels, zwischen Juri-Gagarin-Ring, Wallstraße und Flutgraben, entstehen nach Entwürfen von Worschech Architekten neben 110 Wohneinheiten eine Kita und sechs Gewerbeeinheiten. Auf die Sockelbereiche der beiden Türme entfallen 30 Einheiten für ein Boardinghouse und 24 Einheiten für Seniorenwohnen in Wohngemeinschaft; die darüber liegenden Etagen sind für großzügige 2- bis 4-Zimmerwohnungen vorgesehen. Die Stadtvilla umfasst zehn Wohneinheiten. Ein Teil des 7.800 m² großen Grundstücks bleibt öffentlich zugänglich, um an die Kultur des „Wir-Gartens“ zu erinnern. Eine Erfurter Initiative hatte die Brache zwischenzeitlich als Oase zum Entspannen und Feiern genutzt. Der Baubeginn ist für Sommer 2018, die Fertigstellung für 2022 vorgesehen.
Derzeit arbeitet CANZLER an der Entwurfsplanung für die Gebäudetechnik der Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär, Sprinkleranlagen und Elektrotechnik sowie für die Gebäudeautomation. „Jedes Hochhausprojekt hat besondere Anforderungen“, sagt der verantwortliche Projektleiter Michael Bulant von CANZLER. „Beim Wir-Quartier werden die technischen Systeme so ausgelegt, dass die Hochhausrichtlinie ohne obligatorischen zweiten Rettungsweg erfüllt werden kann.“ Dies geschieht, indem die Türme mit Sicherheitstreppenhäusern samt Rauchdruckanlage ausgestattet werden, sodass im Brandfall kein Rauch eindringen kann. Gemäß der Garagenverordnung Thüringens sieht CANZLER in der zweiten Tiefgaragenebene eine Sprinkleranlage vor. „Damit diese Systeme im Notfall funktionieren, wird die Stromversorgung über eine zweite Stromeinspeisung des Erfurter Energieversorgers sichergestellt“, erklärt Bulant. Diese Lösung ist zwar abstimmungsintensiv, aber weitaus günstiger als die Anschaffung und der Betrieb einer wartungsintensiven Netzersatzanlage. Zudem werden die Lüftungsanlagen von CANZLER so konzipiert, dass Schallemissionen unter den innerstädtischen Richtlinien bleiben.
Fassade wie beim Bosco Verticale
Eine vertikale Fassadenbegrünung soll zu einem besseren Mikroklima beitragen und durch ihre Dämmeigenschaften Energie einsparen helfen. „Angesichts der vielen Schnittstellen zu anderen Gewerken gilt es, jedes noch so kleine Detail mit den Fassadengrünplanern, den Architekten, dem Brandschutz und den Tragwerksplanern abzustimmen“, sagt Bulant, dessen Team die Planung der Wasseranschlüsse für die Bewässerung der Begrünung verantwortet.